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WER NICHT SUCHT, DER FINDET

Mit der Ideenfindung habe ich mich ja bereits schon mal kurz auseinandergesetzt. Aber als ich am Wochenende die unten stehende Zeichnung gemacht habe, kam mir dazu ein zusätzlicher Gedanke.

Die Statue fand ich als 11-Jähriger beim Spielen in der Wolfsschlucht (wer meine Anna Fink kennt, wird der Name ein Begriff sein). Sie war unter einem überhängenden Wurzelgeflecht unter einem Haufen Blätter verscharrt. Kaum hatte ich sie einigermaßen vom Dreck befreit, wollte sie mir ein bierbäuchiger Passant für 2 Franken abkaufen. Natürlich lehnte ich ab und machte mich sofort aus dem Staub.

Als ich mir das geheimnisvolle Fundstück zuhause näher betrachtete, wirbelten mir sofort Fragen durch den Kopf: Handelte es sich dabei um Diebesgut, das auf der Flucht hastig in der Schlucht versteckt worden war? Wenn ja, was war aus dem Dieb geworden? Wem gehörte die Skulptur? Warum befand sich außer ihr nichts anderes unter dem Laub?

Sich abenteuerliche Antworten auf diese Fragen auszudenken, machte mir ungeheuer viel Spaß. Jedes mal, wenn ich den kleinen Soldaten betrachte, kommt mir ein neuer Gedanke über seine Geschichte in den Sinn, aufregender, als die Wahrheit es je sein könnte.

Seither erinnert mich die Skulptur daran, dass man nicht nach Ideen suchen braucht. Wenn man die Augen und Ohren offen hält, stolpert man immer wieder über eine neue.

Sie festzuhalten und umzusetzen, ist ein anderes Paar Schuhe.

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  1. Christoph 12:41 am 18.April 2011

    Schöner Ansatz. Tatsächlich regt allein das Wissen um den Fundort und Hintergrund, wie Du an die Statue gekommen bist, zu eigenen Ideen über den Ursprung der kleinen Statue an.

    Klasse – Einfach Dinge oder Orte anschauen und „Zack“ sprudelt es… 🙂

    „Gabriel wurde bewusst, das sie ihn früher oder später finden würden. Die Hunde waren nicht mehr weit und man hörte ihr Gebell von Sekunden zu Sekunde näher kommen. Es blieb dem Jungen also nichts anderes übrig, als seinen Schatz zu vergraben, tief in der Schlucht, sicher vor seinen Hetzern. Sobald sich die Sache wieder beruhigt hatte, würde er ihn holen. Doch Gabriel wusste nicht, das alles anders kommen würde…“
    😉


  2. Boris 12:41 am 19.April 2011

    Genau! Das ist der Beginn der „Gabriel Chroniken“. Ein Epos, welches sich aus einem simplen Ursprung zu einer gewaltigen Erzählung steigert. Demnächst in 2453 Teilen. 😉

    Viele liebe Grüße

    Boris


  3. Christoph 12:41 am 19.April 2011

    Mindestens! 😉

    „Gabriels Flucht war nun einige Tage her. Um seine Spuren zu vertuschen, tauchte er bei Freunden unter. Die Schmerzen der Schläge beim Verhör erinnerten zum Glück nur noch an ein unangehmes Gefühl und störten nicht mehr. Ein anderes Gefühl hatte sich breit gemacht: er musste seiner wachsenden Ungeduld Nahrung geben. War die Legende wahr? War die Figur der Schlüssel, nach dem seine Familie seit Jahrzehnten suchte? Es war Zeit, seinen Schatz zu holen.

    Die Stelle wiederzufinden war nicht schwer, denn die Wolfsschlucht war sein zweites zu Hause. Doch so sehr er auch suchte, die Statue war verschwunden! Aber wie konnte das sein?! Nur er wusste von der Stelle. Drückende Unruhe stieg in ihm auf. Nachdem Gabriel eine Weile ergebnislos überlegte, fiel ihm ein kleiner unscheinbarer Gegenstand aus dem Augenwinkel auf, ein leiser Hoffnungsschimmer keimte auf – war es die Spur, die ihn zum Dieb seines Schatzes führen sollte?“

    #aaaaahhhh – ich kann nicht aufhören – weg weg ihr fremden Ideen!!! Ich habe doch eigene Projekte! :-\

    Liebe Grüße
    Chris


  4. Boris 12:41 am 20.April 2011

    Also, mich stört es nicht. Lass deiner Fantasie freien Lauf. Wer weiß, am Ende schreibst du DEN Bestseller, der sogar Harry Potter und die Bibel in den Schatten stellt, nur weil du meinen Beitrag gelesen hast. 😉

    Hm, das ist auch schon wieder eine neue Idee für eine Geschichte. So läuft’s eben, und so isses doch toll! 🙂

    Viele liebe Grüße

    Boris


  5. Christoph 12:41 am 21.April 2011

    Ich habe ja schon eine Geschichte, und nicht nur die Eine, wenn ich ganz ehrlich bin. Mehrere Ideen sind bereits geboren und harren aus, sie auszubauen, ihnen Leben einzuhauchen. Ich schreibe gerne Einfälle auf – sicherheitshalber.

    Falls Du neugierig bist und Dich die Verlinkung hier nicht stört: http://christophwerner.blogspot.com
    Sonst lösch den Link einfach wieder.

    Ich komme leider zu selten dazu weiter zu schreiben, da meine aktuellen beruflichen Prioritäten anders sind. Aber ich gebe den Gedanken nicht auf, mal eine eigene Geschichte zu vollenden. :o)


  6. Boris 12:41 am 21.April 2011

    Kein Problem. Und das Problem kenne ich, meine Schubladen sind auch voll mit Ideen. Ja, es ist ein Kreuz, wenn man die Geisel der Kreativität ist.

    Der Link ist kein Problem, werde mal vorbei schauen, wenn ich eine ruhige Minute habe.

    Bis dahin viele liebe Grüße und frohe Ostern

    Boris


  7. Gabor 12:41 am 19.Mai 2011

    Übrigens habe ich mir bei Deiner Schilderung früher schon immer gedacht, es könne sich um Hehlerware handeln, die schlicht zu heiss war (in Zeiten vor globaler Vernetzung und offenen Grenzen sowieso – wann war das eigentlich?).
    Denn diese Statue ist schon einzigartig, auffällig und zudem alles andere als klein. Beim Antiquitätenhändler um die Ecke würd ich mich nach einem Bruch jedenfalls nicht trauen, die abstossen zu wollen. Von daher müsste ich lachen, wenn Deine Zeichnung hier am Schluss noch einen fernen Besitzer aufstöbert, der seinen alten Familienbesitz wiederentdeckt.
    Hm? – Klingt doch stark nach dem Schatz Rackhams des Roten!


  8. Boris 12:41 am 19.Mai 2011

    Gefunden habe ich die Skulptur, als ich 10 oder 11 war, also vor fast 27 Jahren (meine Güte, diese relative Zeit). Von großartiger Vernetzung konnte man damals also noch nicht reden. Aber es wäre durchaus lustig und unterhaltsam, wenn das geheimnisvolle Fundstück erkannt werden würde. Lassen wir uns überraschen!

    Viele liebe Grüße

    Boris


  9. Gabor 12:41 am 19.Mai 2011

    1984!
    Ha!
    Ausgerechnet!

    … Muss ich noch mehr sagen?

    (unsere Väter wissen, wer dahinter steckt!)

    Als Bin Laden ausgeknipst wurde, hab ich natürlich auch an Dich gedacht. Allerdings grad nach der köstlichen Dokumentation über Monty Python auf Arte (sehr sehenswert), die mich zu einer kleinen Phantasie inspiriert hat, die ich, neben Dir im Atelier sitzend, sicher gerne geteilt hätte:
    Als typischer Monty-Python-Sketch wäre die Szenerie im Schwarzwald hübsch gewesen. Holzhäusschen auf offener Lichtung, Frühling, mit kaltem Tau auf der Wiese. Aus dem Kamin steigt anheimelnder Rauch. Innen: der Santichlaus am Bänderweben oder Nüsschen in die Schale leimen, was weiss ich. Er jedenfalls konzentriert bei der Sache, in seinem würdigen, gepflegten (sogar noch etwas grauen) Rauschebart nuschelnd, wie ein Kind das mit Puppen spielt, von einem entfernten Hubschraubergeräusch unterlegt.
    Dann ein knackender Zweig. Santichlaus horcht auf. Eine quietschende Schindel über ihm. Ein Blick hoch – doch da kracht, rumst und qualmt es schon an der Eingangstür, das Fenster splittert unter den Stiefeln schwarz uniformierter Helmträger, die sich in die Stube schwingen. Sprechfunkfetzen und „Freeze“-Schreie, Waffenläufe, die auf ihn gerichtet sind… Der Santichlaus erhebt sich verdattert und greift dabei reflexmässig zur Rute, die neben ihm liegt, (jemand schreit: „He´s armed!“, worauf er sofort von einem Herz- und einem Kopfschuss niedergestreckt wird.
    Während im Hintergrund alle Kisten und Schränke ausgeramscht werden, kontrolliert einer der Seals den Puls des Getöteten, deutet dem funkenden Hintermann – offenbar der Kommandant – mit dem Daumen nach unten. Jener funkt: „Resisting outlaw finally under control: Mortal shot!“ Im Vordergrund erhebt sich ein weiterer Soldat mit dem grossen goldenen Buch, dessen Seiten er kurz mit dem Daumen durchrascheln lässt: „That´s what I call valid data!“ Sich gegenseitig sichernd, die Leiche des Santichlauses und die „Datenbestände“ mit zerrend, eilen die Seals wieder aus dem vollkommen durchwühlten Häusschen hinaus, in welchem nur noch ein Blutfleck und etwas, das Hirnmasse sein könnte, vom Dasein des Santichlaus zeugen. Gedämpfte Hubschraubergeräusche, sein Schatten huscht einen kurzen Moment über den Boden der Stube.
    Abblende. Schrift:
    „Das weisse Haus hat beschlossen keine Fotos der Aktion zu veröffentlichen. Osama Bin-Laden wurde nach muslimischen Ritus auf See bestattet.“


  10. Boris 12:41 am 19.Mai 2011

    Glaubst du denn noch an den Santichlaus? Aber der Vergleich hinkt, denn wo waren die Schmutzlis? Und müssten nicht auch die Wunschbriefe Obamas gefunden worden sein? War die ganze Aktion am Ende nur das Däubelen einer ganzen Generation, die ihre gewünschten Geschenke nicht bekommen hat? Eine verquirlte Situation. Und ins Fäustchen lacht sich nun der Weihnachtsmann. Lang lebe Coca Cola!

    Viele liebe Grüße

    Boris


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