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DIE EINE MILLION EURO FRAGE

Geistesblitz

Woher kommen deine Ideen?

Diese Frage höre ich immer, sobald sich ein Gespräch um meinen Beruf dreht. Meine Antwort lautet dann manchmal, dass ich zweimal im Jahr nach Ideenien reise und mir dort einen Vorrat an Ideen fange, denn ich habe auf diese Frage keine Antwort. Aber auch wenn mir Günther Jauch beim Stand von 500’000 Euro diese Frage stellen, und ich noch über alle Joker verfügen würde, ich würde mich sogar weigern, die Antwortmöglichkeiten zu sehen. Warum? Das soll die folgende kleine Anekdote klären.

Als ich klein war, habe ich mal einen Zeichentrickfilm aus der genialen Schmiede Kratky Film Praha (heißt übersetzt „Kurzer Film Prag“) gesehen, in dem es um einen einsamen Mann ging, der eines Tages herausfindet, dass er fliegen kann, einfach so. Daraufhin lässt er seinen Gefühlen freien Lauf, stellt mit seiner Fähigkeit einige verrückte Dinge an und wird glücklich. Natürlich bleibt so etwas nicht lange verborgen, und als er erwischt wird, schickt ihn die Obrigkeit in einen Flugkurs, wo er korrektes Fliegen lernen soll. Natürlich verlernt er es dann und fristet daraufhin wieder ein bedeutungsloses Leben.

Mich hat das damals sehr beeindruckt. Und immer, wenn mir heute die Eine Million Euro Frage gestellt wird, denke ich an diesen Film zurück und antworte voller Überzeugung: Ich weiß es nicht!

Zu groß ist meine Angst, dass ich, falls ich darüber nachdenke, woher ich meine Einfälle kommen, keine mehr haben würde. Ich vertraue einfach darauf, dass mir die Ideen nie ausgehen werden und überlasse anderen die Antwort.

Also liebe Leute, ihr braucht mir diese Frage nie mehr zu stellen. Und überhaupt: Nicht jede Frage braucht auch eine Antwort.

Übrigens hier ein Beispiel für einen Film der Kratky Film Praha. Die Qualität ist grauenhaft, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass nur noch Mist in HD verfügbar ist. Der Film ist eine der frühesten Erinnerungen meiner Fernsehguck-Vergangenheit. Ich war überwältigt, als ich ihn gefunden habe. Hoffentlich bringen die Jungs der Kratky Film Praha mal eine DVD heraus, die haben einen Riesenschatz in ihren Archiven. Ihre Filme sind alle unheimlich, geheimnisvoll, grotesk und einfach nur genial.

Noch ein kleiner Hinweis: Wenn alles klappt, dann wird nächste Woche endlich der neue Internet-Auftritt von Anna Fink aufgeschaltet. Ein schöner Ausblick. Und mögen euch die Ideen nie ausgehen!

Fernweh


  1. patrick 12:41 am 18.September 2009

    sehr schön!

    ja! ich liebe sie auch, all die tschechischen trickfilme!
    das riecht so richtig nach werkstatt! da kann pixar machen was es will. ok, ist halt was anderes.
    meine kratky-film-kinder-erinnerung ist der kleine maulwurf – hammer!
    lass uns denen einen brief schreiben sie sollen endlich ihr archiv digitalisieren.

    patrick


  2. Boris 12:41 am 18.September 2009

    Pixar macht das ganz grandios! Das sind die einzigen, meine Meinung nach, die wirklich Geschichten erzählen. Ich liebe sie! Für mich sind die die neuen Kratky Film Praha :-).

    Das mit dem Brief finde ich eine gute Idee. Aber reizvoller wäre es doch, in Mission Impossible Manier nach Prag zu reisen, das Archiv zu plündern, um die Jungs dann zu erpressen, das Ganze auf DVD rauszubringen. Und wenn’s nicht klappt, gönnen wir uns eben feine Gans, mit Knödel und Sauerkraut und das beste Bier der Welt ;-).

    Viele liebe Grüße

    Boris


  3. Claudio 12:41 am 18.September 2009

    Wo du nur immer die Inspiration für deine Blogeinträge hernimmst 😉


  4. Boris 12:41 am 18.September 2009

    Ist doch klar: Ich weiß es nicht! 😉

    Viele liebe Grüße

    Boris


  5. Gallion 12:41 am 18.September 2009

    Also doch nicht aus Indien und da wollte ich gerade den Flug buchen.:-)

    Ich denke zu beschreiben wo Ideen herkommen ist nicht so einfach. Sie sind plötzlich da, nehmen dabei keine Rücksicht ob Tag oder Nacht, setzen sich in deinem Kopf fest und lassen erst dich erst wieder los wenn du sie umgesetzt hast.

    Die Idee mit Prag find ich super! Bin dabei 😉

    LG Sascha


  6. Boris 12:41 am 18.September 2009

    Woher die Idee mit Prag gekommen ist, weiß ich jetzt aber: von Patrick 🙂 Ist also doch kein so großes Geheimnis.

    Na, es gibt aber auch Ideen, die bleiben nicht einfach so bei dir. Die muss man schon einfangen und gut verknoten, sonst suchen sie sich einfach den Nächsten.

    Viele liebe Grüße

    Boris


  7. gallion 12:41 am 21.September 2009

    da hast du allerdings recht. wobei manche wieder zurück kommen wenn sie sich beim einem anderen nicht wohl fühlen 😀

    wie war deine lesung letzten freitag? ordentlich zuhörer da?

    lg sascha


  8. Boris 12:41 am 24.September 2009

    Na, darauf möchte ich nicht vertrauen, dass die Ideen sich bei einer anderen Hochzeit unwohl fühlen :-).

    Und die Lesung war wirklich wunderbar! Die Feuerprobe ist bestanden. Die Buchhandlung war angenehm gefüllt, die Atmosphäre gemütlich, und nach dem ersten Satz war das Lampenfieber verflogen. Es war sehr entspannend, und da ich mich auch gründlich darauf vorbereitet hatte, konnte ich auch sehr gut darauf achten, was noch verbesserungswürdig ist. Aber es war tatsächlich so, dass ich mich in der Rolle des Vorlesern richtiggehend wohl gefühlt habe und ich völlig in die Geschichte eintauchen konnte. Ich hätte vorher nie gedacht, dass das so der Fall sein würde. Der Knopf ist wirklich aufgegangen und ich kann die nächste Lesung kaum erwarten.

    Viele liebe Grüße

    Boris


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